Es ist nicht ausgeschlossen, liebe Freunde, dass euch beim Lesen, mögt ihr es nun aus Wissensdurst tun oder aus bloßem Vergnügen, irgendeine Geschichte unterkommt, die von der Intelligenz der Tiere handelt.
Wenn es um Hunde geht, so geschieht das meist nicht zu eurem Schaden, erfahrt ihr doch vom Erzähler im Allgemeinen etwas über jene außerordentlichen Eigenschaften, die beim Menschen mehr und mehr verschwinden, so zum Beispiel die Hingabe und die Dankbarkeit.
Es ist noch nicht lange her, da erzählte ich euch die Geschichte eines Hundes, der mir von Pater Etienne zum Geschenk gemacht wurde. Erinnert ihr euch?
Meine arme Töle hatte den Appetit verloren, und ich schob das auf den Kummer, den sie wegen der Abreise ihres Herrchens empfand. Unvermittelt – am Ostersonntag – verlor sich dieses mich beängstigende Verhalten dann wieder und machte einem ungewöhnlichen Heißhunger Platz, der dem Hund fast eine Darmentzündung und das Grab eingebracht hätte.
Ich brauchte nicht lange, um hinter diese Laune zu kommen. Das brave Tier hatte die Angewohnheit seines freundlichen Herrn übernommen. Es fastete freitags und respektierte die damit verbundenen geistlichen Pflichten.
Ich bildete mir viel auf meinen Hund ein und berichtete gern (so stolz, als sei ich der Held gewesen) von seiner Achtung für die katholischen Gepflogenheiten. Bis mir kürzlich jemand ernsthaft den Rang ablief. Er erzählte mir von der Art, wie er zu seinem Spaniel gekommen war, der ihm heute ein treuer Gefährte ist.
Dieser Mann stand eines Tages an seinem Gartentor, ruhig seine Pfeife rauchend, als der besagte Hund daherkam, aber in welch armseliger Verfassung!
Das Fell zerzaust, ein Auge fast erloschen, eine der Pfoten stark gequetscht.
Bewegt von so viel Kläglichkeit, erbarmte sich der Mann und ließ dem Unglücklichen alle Pflege angedeihen, die sein Zustand erforderte, das heißt, er legte ihm sorgsam einen Verband an und gab ihm etwas Gutes zu fressen.
Danach trottete die Töle, ohne sich zu bedanken, hinkend in unbestimmter Richtung davon.
„Undankbarer Köter“, sagte der Mann.
Bass erstaunt aber war er, als sein vierbeiniger Patient zwei oder drei Tage später sehr artig und bescheiden zurückkehrte und ihm die immer noch verletzte Pfote hinhielt.
Ein neuer Verband, erneut etwas zu fressen, erneutes Davonhinken irgendwohin.
So zog sich die Sache hin, bis die geschundene Pfote wieder in Ordnung war.
Dann dauerte das Verschwinden länger.
Der Mann maß dem Ganzen nur die geringe Bedeutung bei, die es zu verdienen schien, doch eines Morgens, es war kaum hell geworden, hörte er unter seinem Fenster behutsames Bellen und ein Kratzen an der Tür.
Neugierig erhob er sich und schaute nach.
Was sah er?
Den armen Hund, den er gepflegt hatte. Er war völlig wiederhergestellt, strahlte Gesundheit wie Freude aus und sprang mit einem prächtigen Hasen in der Schnauze (von dreizehn, vierzehn Pfund, wie mir der Mann versicherte) vor ihm auf und nieder.
Und von da an geschah Woche für Woche das Gleiche: Mal war es ein Hase, mal ein Rebhuhn, mal eine Schnepfe, immer jedoch ein ausgesuchtes Stück.
In der Tat, wenn es einen dankbaren Patienten gab, dann war es dieser Hund.
Aber, liebe Leser und ihr, Leserinnen, für deren winzigstes Lächeln ich mich in Stücke reißen lasse, das war noch gar nichts.
Eines Morgens, „wau–wau–wau!“. Der Mann streifte schnell die Hosen über und sauste die Treppe hinunter.
Gerade an diesem Tag hatte er eine Menge Leute zum Essen eingeladen.
Diesmal verwöhnte ihn der Hund.
Ein Fasan!
Ein wunderbarer Fasan!
Doch was entdeckte er am Federkleid des königlichen Vogels?Ein gummiertes Etikett mit der Aufschrift: „Sechs Francs“.
Der gute Hund hat an diesem Tag zweifellos ganz umsonst gejagt, und um nicht unverrichteter Dinge vor seinem Wohltäter zu erscheinen, hatte er das getan, was die Jäger in solch einem Fall oft zu tun pflegen.
Er hatte beim Wild– und Geflügelhändler vorbeigeschaut!