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Schau nicht hin, schau nicht her von Steffen Mohr, Alphonse Allais (Autor)
Autor:
Steffen Mohr, Alphonse Allais (Autor)
Format:

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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
17.05.2015
ISBN:
978-3-95655-386-8 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 315 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Thriller/Spannung, Belletristik/Krimis & Detektivgeschichten/Internationale Krimis und Mystery-Romane, Belletristik/Krimis & Detektivgeschichten/Polizeiprozesse, Belletristik/Thriller/Politik, Belletristik/Familienleben
Kriminalromane und Mystery: Polizeiarbeit, Thriller / Spannung, Familienleben, Politthriller/Justizthriller, Kriminalromane und Mystery, Zweite Hälfte 20. Jahrhundert (1950 bis 1999 n. Chr.)
Westberlin, DDR, Mord, Verkehrsunfall, 20. Jahrhundert, Polizeiarbeit, Mauer, Familienbeziehungen, Junge Erwachsene, Krimi, Liebe, Mörder, Erpressung, Politik, Spannung, Thriller, Tod und Sterben
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Julian erzählte ihm, dass man in Kladow eine Wasserleiche geborgen hätte, „... und auszuschließen ist ja nicht, dass sich Nico da irgendwie in ’ner Schiffsschraube verfangen hat und dann ...“

Goyatz, der sich gerade ein Schultheiß eingegossen hatte („Wenn alles getan ist ...“), knallte die Flasche auf die Tischplatte. „Was hab ich euch gesagt ...?! Dass es idiotisch ist, ihn ins Wasser zu werfen, bei dieser Rökk-Villa da!“

„Wie hätten wir ihn denn vergraben sollen: ohne Spaten und alles, und dazu noch am Sonntag, wo es überall von Menschen gewimmelt hat ...!?“ Inge Goyatz war in der Küchentür erschienen. „Das Schriftstellerheim, das war doch der einzige Platz weit und breit, wo keine Menschenseele war. Der Hausmeister weg ...“

„Und außerdem sind wir nur da ans Wasser rangekommen“, fügte Julian hinzu.

„Ich war von Anfang an dagegen!“ Goyatz leerte sein Glas, ohne einmal abzusetzen. „Bis 24 Uhr hatten wir ja Zeit: Da hätten wir noch durch die halbe DDR fahren können und ihn irgendwo verbuddeln ...!“

Julian hatte Mühe, sich nicht ostentativ an die Stirn zu tippen. „Du weißt doch genau, dass westliche Autos alle naselang angehalten werden: <Die Reisedokumente bitte!>“ Er sächselte dabei.

„Meinste nicht, dass der Hausmeister sich ganz genau an uns erinnern kann!?“

„Lass ihn doch!“, widersprach ihm seine Frau. „So genau wird er sich Nico bestimmt nicht gemerkt haben ...“

„... zumal wir ihm ja alle Sachen ausgezogen haben!“ Julian fühlte sich nun wieder besser. „Und außerdem: warum sollte er ausgerechnet uns die Leiche zuordnen, wenn sie wirklich da gefunden werden sollte ...?“

„Ihr habt ihr doch extra noch ’n Stoß gegeben, dass sie ...!“

„Bis nach Kladow, ja!“, höhnte Goyatz, gekränkt darüber, dass man ihn so einfach überstimmt hatte, und er setzte gerade an, noch ein paar passende Bemerkungen über den Geisteszustand seiner Familie nachfolgen zu lassen, als die Türglocke zu lärmen anfing, draußen Sturm geklingelt wurde.

Die Polizei!

Alle dachten es. War das also in Kladow doch Nico gewesen, und irgendwie hatten sie ihn identifizieren können und die Spur hierher gefunden. Eine Bemerkung bei sich in der WG über die Familienfeier in Ferch; und nun wurden die Verwandten alle abgeklappert.

... the time stood still ... Aus einer rätselhaften Assoziationsschaltung seines Gehirns heraus hatte Julian plötzlich diesen Fats-Domino-Titel im Ohr, als sie regungslos verharrten, wie in Kunstharz gegossen. Draußen wieherte ein Pferd, Ninas „Torro“ wahrscheinlich. Eine grün schillernde Fliege versuchte, das Fensterglas zu durchbohren, machte, als sie immer mehr in Panik geriet, fast Bohrmaschinengeräusche. Nebenan ballerten die Jungen mit ihren Knallplätzchenpistolen herum. Ihr Schäferhund, King, war zum Gartentor gesprungen und verbellte diejenigen, die dort immer wieder auf den Klingelknopf drückten.

Goyatz hatte sich als erster gefangen, war böse darüber, wie waschlappenschlapp und lächerlich sie in dieser Szene alle wirkten, stand auf und ging hinüber zur Gegensprechanlage. „Scheiße, dass wir noch keine Kamera draußen zu hängen haben und hier in’er Küche ’n Bildschirm drin ...!“ Damit griff er sich einen weißen Telefonhörer und schnauzte ein unfreundliches „Ja, bitte ...!?“ hinein.

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