Dieser Roman beginnt verdammt düster, damals im Herbst des Jahres Neunzehnhundertsechsundvierzig, am zehnten November, einem Freitag.
An diesem Herbsttag, der hell und kalt war, lag die Welt still und verlassen. Die Männer hatten so viel erlebt, dass sie nichts mehr aus der Fassung bringen konnte. Der Krieg war schon anderthalb Jahre vorbei. Gefühle, die verschüttet waren und für immer verschwunden schienen, brachen hervor.
Die Männer schwiegen. Das Pferd kaute trockene Grashalme und kratzte manchmal mit seinem Huf die Erde.
Der jüngere Mann blickte dorthin, wo Himmel und Erde zusammenstießen. Er sah nur einen schwarzen Punkt, der seine Aufmerksamkeit fesselte, als er größer wurde. Auf einmal waren es zwei Punkte. Der jüngere Mann entdeckte, dass eine Frau und ein Kind etwas hinter sich herschleppten, das wie ein Handwagen aussah. Bevor er etwas sagen konnte, sagte der ältere: Ach du lieber Gott, noch welche, die unterwegs sind, wird Zeit, dass sie unterkommen!
Ihnen war eine junge Frau entgegengekommen, mit einem Kind neben sich. Beide sahen furchtbar aus, waren schmutzig und in Lumpen und voller Angst. Sie müssen viel durchgemacht haben.
Die beiden Ankömmlinge sind die 23-jährige Gräfin Eva von Kutschberg-Hohenau und ihre vierjährige Tochter Astrid. Um ihretwegen lebt sie überhaupt noch.
Sie finden Unterkunft auf dem Hof der alten Frau Reimann in einem Dorf bei Magdeburg. Die Gräfin ähnelt auf seltsame Weise ihrer eigenen Tochter, die todkrank ist.
Von jetzt an nennt sich die Gräfin Eva Krüger. Sie hatte ihren alten Namen weggegeben nun eine Frau ohne Herkunft und Abstammung. Ein ganz neues, ganz anderes Leben hatte begonnen.
Ja, Eva Krüger war mit ihrem Leben zufrieden. Auf eine ganz bestimmte Art war sie vielleicht sogar glücklich.
Nachdem zunächst die Tochter von Frau Reimann stirbt und etwas später auch Frau Reimann selbst, heiratet Eva Krüger im Sommer des Jahres neunundvierzig den verwitweten Mann von Frau Reimanns Tochter, wird zu Frau Meyer und damit zugleich zur Hofbesitzerin.
Meyer und Eva Krüger heirateten schon im Juli. Der Weizen war noch grün, aber die Frühkartoffeln starben schon ab. Es war ein heißer Tag. Als sie mit der Kutsche zum Standesamt nach W. fuhren, stand die Sonne hoch an einem blauen wolkenlosen Himmel.
Doch die Zeiten ändern sich. Neue Zeiten brechen an, die Eva nicht mehr ganz begreifen kann. Nachdem sie noch einen Coup in West-Berlin gelandet hat, zieht sie sich in die Bibliothek des Hofes und in ihre ganze eigene Welt zurück.