Erinnerung an ein fernes Land

Jan Flieger erzählt kleine, aber gut beobachtete Geschichten

… und andere Geschichten, so heißt es im Titel dieses lesenswerten Buches von Jan Flieger. Neben der titelgebenden „Ungewöhnlichen Brautfahrt“ sind es 33 andere Geschichten. Und gleich bei der ersten liest man sich als Leser fest, zumal man gleich persönlich angeredet wird vom Autor. Dieser fordert den Leser auf, auf keinen Fall zu glauben, dass er sich diese Geschichte etwa ausgedacht habe, weil es in unserer Zeit keine Märchen gäbe. Sie sei wahr, von ihrem Anfang bis zu ihrem Ende. Und so hören wir die Geschichte von der „Flaschenpost für Dzimbulla“, die natürlich mit der Flasche beginnt. Und darin steckt eine Heiratsanzeige und ein Foto und eine Adresse, und dann wird sie aus dem Wasser geangelt, und dann geht die Geschichte doch ganz anders weiter als man auf den ersten Blick denkt und dann geht es an ihrem Ende doch zu wie im Märchen. Vielleicht.

Es sind kleine, aber gut beobachtete Geschichten aus dem Alltag von Menschen mit ihren kleinen und großen Freuden und Sorgen, mit dem, was sie richtig machen und mit dem, was sie falsch machen. Und es sind Geschichten aus einem Land, das es nicht mehr gibt, mit Wörtern, die heute nicht mehr verwendet werden wie Kombinat und Intensivierungskonferenz oder auch Genossenschaft. Trotzdem aber sind diese kleinen, gut beobachteten Geschichten noch immer lesenswert, weil sie von Menschen handeln. Auch wenn es Menschen aus einem inzwischen fernen Land sind. Und sei es nur als eine Erinnerung. Empfehlenswert.

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