Dorotheas Eifer in diesen Tagen war unübertrefflich. Sie brachte in ihrem Auto eine ganze Ausstattung mit, Gläser, Teller, Bestecke, Leuchter, selbst Blumenvasen vergaß sie nicht. Als besonderes Geschenk erhielt Herbert eine sehr hübsche Meißener Uhr, die bei einem hiesigen Antiquitätenhändler jahrelang im Fenster stand und die niemand kaufte. Lauterbusch hatte sie einmal darauf aufmerksam gemacht, als sie durch die Straßen gingen. Die alte Meißener Uhr besaß ein Repetierwerk. Man brauchte nur an einer seidenen Schnur zu ziehen, und sie wiederholte die Stunde, so oft man es wollte. Sie hatte einen ganz hellen, silbernen Ton.
Du brauchst nur zu ziehen, und du weißt Tag und Nacht die Stunde. Du kannst nie mehr ein Rendezvous versäumen!, scherzte sie.
Dorothea besorgte Schnäpse und Liköre aller Art, die sie in der Stadt auftreiben konnte, es waren ganz seltene und teure Marken dabei, darin war sie Spezialistin, sie trank selbst gern Likör. Man musste auch Kaffee und Tee, Kakao und Schokolade kochen können, wenn man Lust hatte, nicht wahr? Sie besorgte Weißweine und Rotweine, verschiedene Qualitäten und Sorten, vom edlen Rheinwein bis zum schweren Bordeaux. Der Mann, den sie liebte, sollte einen gewissen Luxus um sich fühlen! Sie versprach auch, alle Bestände immer wieder aufzufüllen und zu ergänzen. Sie besorgte Marmeladen und Cakes und ungeheure Mengen Konserven aller Art und ruhte nicht eher, als bis die beiden Wandschränke, die Lauterbusch eingebaut hatte, von oben bis unten voll waren. So!
Der Mann, den ich liebe, sagte sie, soll auch an mich denken, wenn ich nicht da bin!
Das nächste Mal brachte sie ganze Pakete von Zigaretten, Tabak und ein halbes Dutzend der verschiedensten Stummelpfeifen mit. Sobald sie sich aber am Abend frei machen konnte, sollte die Einweihungsfeier stattfinden, für die sie sich schon alle Tage den Kopf zerbrach. Der Abend musste mild und schön zu werden versprechen, und der Mond musste am Himmel stehen, anders tat sie es nicht!
Endlich versprach ein warmer Abend zu werden, und der Mond stand am Himmel. Dorothea brachte große Sträuße von Blumen mit, die es nahezu mit dem Rosenstrauß Dr. Krons aufnehmen konnten. Herberts Arbeitstisch musste abgeräumt werden, und Dorothea bat, den Tisch für die Feier selbst decken zu dürfen.
Der Mann, den ich liebe, sagte sie, soll sehen, dass ich auch einen Tisch decken kann.
Nun, Dorothea schmückte und deckte den Tisch, auf dem zwei Kerzen brannten. Sie musste selbst die Stühle zum Abstellen der Vorspeisen, Salate und Leckerbissen benutzen. Dorothea hatte gebratenes Hühnchen und Sekt mitgebracht. Sogar das Eis für den Sekt hatte sie nicht vergessen, sie hatte es sich aus der Hubertus-Apotheke besorgt.
Ja, warum sollte es nur Herrn von Sommersdorf gut gehen, warum nicht auch ihnen, die sie kleine Leute waren? Warum sollte es ihrem Geliebten nicht gut gehen? Zeit seines Lebens sollte er an diese glücklichen Tage denken!
Und nach dem Konfekt, den Mandeln und den Schalen voll der herrlichsten Früchte goss Dorothea als Spezialistin die Liköre ein. Nach dem Festmahl so nannte es Dorothea wollte sie Herberts Mappen und Rollen sehen. Durfte sie es?
Lauterbusch brachte bereitwillig Mappen und Rollen herbei und stellte die beiden Kerzen zurecht.
Wenn sie auch nicht hübsch ist, dachte er, ist sie jedenfalls ein prächtiger Kamerad.
Dorothea war geneigt, alles, was der Geliebte schuf, zu bewundern, seine Entwürfe zur Oper aber versetzten sie in helle Begeisterung. Was für ein Mann! War es zu viel, dass sie ihn ein Genie nannten? Sie liebte und bewunderte ihn, wenn sie auch wusste, dass sie ihn einmal verlieren würde, einmal, ganz gewiss. Ein Genie wie er würde nicht in dieser kleinen Stadt bleiben. Buenos Aires, ja, dahin gehörte er.
Das ist ganz groß!, rief sie entflammt aus. Wie ein Turm überragst du all die kleinen Spießbürger hier, wie ein Turm, auch deine Freunde. Und nun wirst du mir alles erklären. Die Skizzen sind verwirrend!
Lauterbusch liebte sie in diesem Augenblick, da sie seine Arbeit würdigte.