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Das Brot der Tropen von Jürgen Leskien
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Preis E-Book:
5.99 €
Veröffentl.:
10.08.2012
ISBN:
978-3-86394-581-7 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 114 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Geschichte/Afrika, Kinder-und Jugendbuch/Menschen und Orte/Afrika, Kinder-und Jugendbuch/Politik und Regierung, Kinder-und Jugendbuch/Thriller und Spannung
Kinder/Jugendliche: Historische Romane, Afrika, Kinder/Jugendliche: Gegenwartsliteratur, Kinder/Jugendliche: Thriller
Angola, Alphabetisierung, Bürgerkrieg, FNLA, MPLA, UNITA
9 - 99 Jahre
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Mit Großvater in Afrika

Jürgen Leskien erzählt von seinen Einsatz in der FDJ-Solidaritätsbrigade in Angola

Nein, natürlich ist sein Großvater nicht wirklich mitgekommen, als Jürgen Leskien Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts als Mitglied einer FDJ-Solidaritätsbrigade nach Angola gegangen war. Ihre Aufgabe dort war es, junge Angolaner in der Reparatur von Lastwagen zu unterweisen und mit ihnen gemeinsam die Autos in Gang zu halten. Anschaulich erzählt Leskien von den ersten Eindrücken in diesem afrikanischen Land und von seinen Leuten, von der Geschichte Angolas und von der großen Hitze, die ihn dort nach dem langen Flug von Berlin nach Luanda überraschte.

Gemeinsam mit dem Autor fährt der Leser aus der Hauptstadt in den Norden des Landes. Dabei kommt man durch ein Industriegebiet, und gleich dahinter beginnt die Savanne, „das flache Grasland mit Dorngesträuch und Affenbrotbäumen. Großvater hatte mir immer wieder zu erklären versucht, wie dieser merkwürdige Baum, an dem für Affen Brote wuchsen, aussieht. Der Ahorn auf unserem Hinterhof war von gewaltigem Wuchs, aber solch ein afrikanischer Riese sollte ihn angeblich noch übertreffen. Eines ist mir nun klar, unser Ahorn ist höher. Und auf den Affenbrotbäumen wachsen keine Affenbrote. Ich habe inzwischen viele dieser Bäume gesehen, bin auf Straßen gefahren, die einen Bogen um sie machten; denn einen Baobab, so wird er von den Angolanern genannt, einen Baobab fällt man nicht, die Straße weicht ihm aus, weil in ihm die Ahnen wohnen. Ja, die Ahnen und manchmal auch die bösen Geister. Nach dem Tode also haben in den Affenbrotbäumen die Großmütter und Großväter ihr ständiges Zuhause. So erzählt es die Legende. Ich weiß, das kann man sich nur schwer vorstellen, obwohl die Baobabs gerade in der Nähe der Küste, im sonst baumlosen Grasland, sehr zahlreich sind und sich manchmal sogar zu kleinen Wäldern zusammenstellen.“

Nach sieben Stunden Fahrt kommen sie in der Stadt Uige an, wo sie wohnen sollen. In einer halboffenen Halle reparierte die FDJ-Brigade gemeinsam mit angolanischen Schlossern Autos, die den Kaffee von den Pflanzungen der Umgebung zu den zentralen Trockenplätzen brachten. Mehr und mehr lernt der Autor die Menschen kennen, mit denen sie dort zusammenarbeiten. Sie erfahren, wie sie leben, und wie sie sich ernähren – unter anderem von Maniok. Und da fällt ihm wieder eine Lehre seines Großvaters ein: „Das Dorf war von gepflegten Maniokfeldern umgeben. Für Eduardo und seine Landsleute ist Maniok ebenso wichtig wie für uns die Kartoffel. Was hatte mir Großvater eingeschärft? Achte den Maniok, Junge, er ist das Brot der Tropen!“

Später hat der Autor anderes zu tun, ist an anderen Orten in Angola tätig und lernt andere Gegenden dieses schönen afrikanischen Landes kennen. Und mit ihm erweitert der Leser ganz nebenbei seine Kenntnisse über Angola, über die Lebensgewohnheiten der Menschen und über die politische und militärische Situation der siebziger, achtziger Jahre in diesem Teil Afrikas.

Bei seiner Rückkehr aus Afrika, da wartet der Großvater am Flughafen und er will von seinem Enkel etwas Wichtiges wissen: „Und, Junge, alles gesund?“ „Und ob, Großvater, und ob!“ Draußen, auf dem Weg zum Taxistand, die Frage. Mehr so nebenbei gestellt: „Habt ihr, ich meine, habt ihr sie gesehen? Na, die, du weißt schon, die Elefanten?“ Nun musste ich erzählen. Eigentlich wollte ich mit anderem beginnen. Aber er sah mich an und wollte eine Antwort. Bevor sich die Portugiesen davonmachten, hatten sie Hunderte von Elefanten abgeschossen, weil sie das letzte Elfenbein nun auch noch wollten. Großvater winkte ungeduldig ab, davon habe er gehört. Um die Dickhäuter zu sehen, waren wir von Luanda in den Quissama-Nationalpark gefahren. Nur, ich hatte verschlafen. Als ich die Elefantentränke erreichte, sah ich zwar dampfende Haufen Elefantendungs, Haufen, als hätten sich drei Pferde an einem Fleck entleert, aber die Herde war längst weitergezogen. Nicht ein Geräusch verriet, dass sie vielleicht noch in der Nähe war. Großvater hob das Gepäck in den Kofferraum des Taxis und meinte, das wäre einfach zu begreifen, die Hitze, die Moskitos, die andere Umgebung, das mache müde, er sehe das ja an sich selbst, wenn er mal in den Spreewald fahre! Da verschläft man halt mal! Er kniff ein Auge zu und legte mir seine breite Hand auf die Schulter. Ich war wieder zu Hause.“

Seit Jürgen Leskien 1978 als Kfz-Schlosser im Rahmen der DDR-Entwicklungshilfe in Angola arbeitete, lässt den diplomierten Theaterwissenschaftler und Ingenieur für zivile Flugsicherung das südliche Afrika nicht mehr los. Er arbeitete im UNHCR Flüchtlingscamp für namibische Flüchtlinge, unternahm mit einer Volkskammerdelegation einen offiziellen Namibiabesuch, führte in der DDR lebende namibische Flüchtlingskinder zurück, war Mitinitiator der Spendenaktion „Fischkutter für Angola“ und engagiert sich seit 2005 in der AFRIA-LEO Foundation Namibia/Damaraland. Der freiberufliche Schriftsteller hat seinen offiziellen Wohnsitz in Kleinbeuthen bei Berlin, hält sich aber sehr oft in Namibia (Swakopmund, Damaraland, Farm Karos) auf.

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Das Brot der Tropen von Jürgen Leskien: Rezension