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Die geheimnisvolle Einladung. von Klaus Möckel
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
29.09.2012
ISBN:
978-3-86394-168-0 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 229 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Science Fiction /Zeitreise, Belletristik/Science Fiction /Action und Abenteuer, Belletristik/Humorvoll
Belletristik: Humor, Science-Fiction, Abenteuerromane, Science-Fiction: Zeitreisen
Zeitreise, 2079, Dichter, Überheblichkeit, Poet, Memoiren, Vergessen
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„Was mich wundert", sagte ich abrupt und einigermaßen provokativ, „wie kommt es, dass manche junge Leute wie Sie schon in die Vergangenheit..."

Er war keineswegs überrascht, dass ich dem Gespräch eine solche Wendung gab, oder etwa gar beleidigt. „Wie alt, glauben Sie, bin ich?"

Ich sagte es ihm, und er lachte leise. „Ich bin vor ein paar Tagen fünfzig geworden", erklärte er. „Die Lebenserwartung ist um einiges höher als bei Ihnen."

Mein Selbstbewusstsein bekam einen kleinen Stoß. Er war beinahe so alt wie ich und sah wie die Jugend selbst aus. Volles schwarzes Haar, braungebrannt, kaum Falten, elastisch in seinen Bewegungen. Dabei war ich immer stolz darauf gewesen, dass ich mich so gut gehalten hatte. Ich hatte mich gefreut, wenn man mir ein paar Jahre weniger gab. „Fünfzig", sagte ich, „nicht möglich. Nun erzählen Sie bloß noch, dass Roniga, ich meine Frau Jennes, das Rentenalter überschritten hat."

„Das Rentenalter? Es stimmt, in Ihrer Zeit gab es ja noch so etwas. Heute arbeitet man, so lange man Lust hat. Mit dem Altern ein bisschen weniger. Eben so, wie man kann. Aber was Roniga angeht, bei einer Frau verbietet die Höflichkeit... Na ja, einige Lenze mehr als ich zählt sie schon."

Das war ja eine hübsche Entdeckung. Dieser Arki fünfzig, Roniga vielleicht sechzig, der weißhaarige Hüne Ket hundert und das exotisch gekleidete Gänschen da mit dem Schmachtblick, die mutmaßliche Nachwuchsdichterin, möglicherweise Mitte der Vierzig. „Und die junge Dame", fragte ich, wobei mir dieser Ausdruck schwer über die Zunge ging, „die so ein klares Urteil über meinen 'Fünfeckigen Kreis' hat, wie alt ist die?"

„Anita meinen Sie? Die ist noch keine Dreißig. Aber sehr begabt. Ingenieurin für Wärmetechnik. Außerdem ein As im Tennis. Sie ist Mitglied in unserem Klub und sehr vielseitig."

Die Überraschungen hörten nicht auf. Sie besaß einen normalen Namen, beschäftigte sich mit einer für meine Begriffe recht unpoetischen Arbeit, war Sportlerin und interessierte sich doch für die Lyrik. Bei uns waren mir eigentlich nur entgegengesetzte Fälle bekannt.

„Jedenfalls kann man nicht sagen, dass sie unter einem Mangel an Selbstbewusstsein leidet", erwiderte ich mürrisch. „Über ihre Ansichten von der Lyrik, die sie wohl für unumstößlich hält, lässt sich sehr streiten."

Arki starrte ins Dunkel des Parkes und schwieg.

„Oder sind Sie anderer Meinung?", fragte ich aggressiv und so, als wüsste ich seine Antwort nicht ohnehin.

„Streiten lässt sich über manches. Nur mit dem zeitlichen Abstand, den wir inzwischen haben... Denken Sie doch einmal von Ihrem Jahrhundert aus zurück. Wie viel von dem, was die Leute hundert Jahre früher für das Nonplusultra hielten, ist noch geblieben?"

Es war klar, dass sich seine Ansicht nicht von der ihren unterschied. Sie hatten sich eine Meinung über meine Bücher gebildet und wollten nicht davon abgehen. Sie steckten alle unter einer Decke. Wenn das hier immer so war, konnte mir die Zukunft gestohlen bleiben.

Mittlerweile mochten die vereinbarten fünfzehn Minuten um sein, und wir gingen zum Haus zurück. Aber noch bevor wir den Hintereingang erreicht hatten, kam uns hastigen Schritts die Vorsitzende der EV-ABTEILUNG, Frau Jennes, entgegen. Sie wirkte ziemlich aufgeregt.

 

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