Um mobiler zu sein, lud er ein batteriebetriebenes tragbares Fernsehgerät in seinen PKW, das er überallhin mitschleppte. Man muss zugeben, dass er über die Stränge schlug, sich in Dinge mischte, die ihn nichts angingen. Wenn es noch richtig schien, dass er einen Spitzbuben ins Gefängnis schickte und einen Feigling zum Zahnziehen, so befremdete es doch, einen Verkehrspolizisten, der ihm wegen zu hoher Geschwindigkeit zwei Stempel verpasst hatte, dreimal durch die Fahrprüfung fallen zu sehn. Einen Journalisten, der ihn mit seinen eintönigen Artikeln ärgerte, ließ er als Zeitungsträger arbeiten und eine unhöfliche Serviererin als Dienstmagd bei einem geizigen Gutsherrn. Er begnügte sich manchmal auch nicht mehr mit nur einer Person, sondern schickte die Fußballnationalmannschaft, als sie zum dritten Mal ein wichtiges Spiel verlor, geschlossen zur Arbeit in eine Lederfabrik. Im Stadion kam es bei dieser Gelegenheit zu Tumulten, die lange im Gedächtnis blieben.
Rensch wurde übermütig und maßlos. Wenn ihm seine Frau das Essen nicht nach seinen Vorstellungen bereitete, musste sie einen Kochkurs besuchen, und wenn der Abteilungsleiter seine Arbeit kritisierte, wurde er zum Maschinenputzer degradiert. Es machte ihm gar nichts aus, Kollegen oder Bekannte mehrfach derselben demütigenden Behandlung zu unterziehen; eine Sekretärin, die ihm zu vorlaut war, wurde in "Alles Trick" zu Marmor, zwei Techniker, die einen Fehler in seinen Berechnungen entdeckt hatten, mussten in der "Artistenparade" aufs Hochseil. Ein paar Schulkinder, die sich über ihn lustig machten, wurden in Ferkel verwandelt, mehr als einmal starb sein unmittelbarer Vorgesetzter in einem Krimi einen abscheulichen Tod.
Rensch hatte die Fähigkeit, sich über alles und jedes zu ärgern, so weit entwickelt, dass er keine Zeit mehr fand, sich am Leben zu erfreuen. Jedes Hundekläffen, jedes Lachen in seinem Rücken brachte ihn in seinen "hypnotischen" Zustand. In den wenigen Augenblicken, die ihm das Suchen nach neuen Opfern ließ, dachte er mitunter sehnsüchtig an die Jahre zurück, da er sich noch nicht ständig hatte aufregen müssen. Manchen Fehler hatte er gar nicht bemerkt, anderes nicht so ernst genommen. Wenn ihm jemand zu dumm gekommen war, hatte er mit der Faust auf den Tisch geschlagen - gut. Man lebte, da gab es auch Unangenehmes. Jetzt war er stetig unzufrieden, wütend auf alle Welt. Die Arbeit litt darunter, das Familienleben; Karsten rannte auf sein Zimmer, wenn der Vater eintraf, die Frau ging ihm aus dem Weg. Und wenn ich einfach versuche, wie früher zu sein, überlegte der Technologe, geriet aber beim Nachsinnen schon wieder in Zorn. Und der Bengel nebenan, der immer so laut das Kofferradio aufdreht, der Busfahrer, der mir gestern vor der Nase wegfuhr? Rensch saß in seinem Sessel vor der Flimmerkiste, er fühlte sich vereinsamt. Frau, Sohn und selbst die Katze hatten sich verkrümelt, der Goldfisch war längst in Karstens Zimmer gebracht worden.