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Mo(h)ritaten. Lieder eines Galgenvogels und andere schwarze Gesänge von Steffen Mohr
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Preis E-Book:
5.99 €
Veröffentl.:
15.05.2015
ISBN:
978-3-95655-384-4 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 146 Seiten
Kategorien:
Humor / Politisch, Humor / Parodien, Lyrik/Deutsch, Lyrik/Allgemein
Parodie: Sachbuch, Humor, Politik und Staat, Lyrik, Poesie
DDR, Wende, 20. Jahrhundert, Christentum, Dichtung, Familienbeziehungen, Humor, Gesang, Satire, Mörder, Mord, Musik, Politik, Weihnachten
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Ballade vom Revoluzzer

Irgendwo im Osten - lang ist’s nicht her

lebt ein demokratischer Revolutionär.

Der lief jeden Montag eifrig über’n Ring

und war dankbar, dass die Stasi ihn nicht fing.

Ihm sei Dank und allen Männern, Frau’n.

Könnten sonst kein Deutschland neu aufbau’n.

Und befragt, warum er seine Haut riskiert,

sprach der Revoluzzer damals ungeniert:

 

„Wie ein Mensch möcht’ ich gern leben,

meine Meinung sagen. - Geld

nur für meine Leistung haben,

reisen in die weite Welt.“

 

Sein Kollege - hieß er Schulz oder Schmidt?

Der lief damals über’n Ring nicht mit.

Doch zwischen Mauerfall und Einheit - hoppiahe!

trat er bei der jungen SPD.

„Kumpel“, sprach der Schmidt zum Revolutionär,

„deine Ideale gibt’s nicht mehr.

Willst du endlich was bedeuten, hoppiahe,

dann tritt ein in ...!“ Doch der Kumpel sagte: „Nee!“

 

„Wie ein Mensch möcht’ ich gern leben,

meine Meinung sagen. - Geld

nur für meine Leistung haben,

reisen in die weite Welt.“

 

Heute reist Herr Schulzschmidt durch die Welt.

Heute hat Herr Schulzschmidt dickes Geld.

Seine Meinung sagen darf der Kumpel bloß,

denn zu mehr reichts kaum: Er ist jetzt arbeitslos.

Aber neulich, als er Schulzschmidt attackierte,

weil der wie ein früh’rer Bonze reagierte,

droht der and’re ihm mit Anwalt, Strafregistern ...

Seitdem darf der Revoluzzer nur noch flüstern:

 

„Wie ein Mensch möcht’ ich gern leben,

meine Meinung sagen. - Geld

nur für meine Leistung haben,

reisen in die weite Welt.“

 

Wunschzettel eines Leipziger Schülers

Lieber, guter Weihnachtsmann!

Hör dir meine Wünsche an.

Hab Verständnis, wie ich bin.

Mutti, die ist Lehrerin.

 

Wäre sie vom Stress befreit,

hätte sie für mich mehr Zeit.

Darum bitt’ ich dich darum:

Sprenge ihr Gymnasium!

 

Unsrer Wohnung - halb kaputt -,

weil die LWB nichts tut,

schick ‘nen Blitz, der sie zerfetzt,

dann wird sie instandgesetzt.

 

Wirf den Oberbürgermeister

in ’nen Biesentopf voll Kleister

dass er schreit, weil er erschrickt!

Und nicht mehr zu allem nickt.

 

Hau das Leipz’ger Parlament

mit der Rute, dass es rennt -

in die alten Mietskasernen,

denn sie seh’n nicht mehr die Leute!

Weihnachtsmann, das war’s für heute.

Und nun will ich fleißig lernen.

Mo(h)ritaten. Lieder eines Galgenvogels und andere schwarze Gesänge von Steffen Mohr: TextAuszug