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Hoffnungen von Jürgen Ritschel
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Preis E-Book:
6.99 €
Veröffentl.:
09.07.2015
ISBN:
978-3-95655-417-9 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 197 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Familienleben, Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Politik, Kinder-und Jugendbuch/Action und Abenteuer/Allgemein, Kinder-und Jugendbuch/Familie/Generationsübergreifend, Kinder-und Jugendbuch/Geschichte/Militär und Kriege, Kinder-und Jugendbuch/Jungen und Männer, Kinder-und Jugendbuch/Politik und Regierung, Kinder-und Jugendbuch/Soziale Fragen/Freundschaft
Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Kriegsromane, Kinder/Jugendliche: Action- und Abenteuergeschichten, Kinder/Jugendliche: Gegenwartsliteratur, Kinder/Jugendliche: Familienromane, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen: Familie, Kinder/Jugendliche: Historische Romane, Kinder/Jugendliche: Liebesromane, Freundschaftsromane, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen. Freunde und Freundschaft, Familienleben
DDR, NVA, Studium, Schule, Studienabbrecher, Freundschaft, Jagdflieger, Motorrad, Panzer, Lebensretter, 20. Jahrhundert, Familie, Großeltern, Jugendliche, Militär, Teenager
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Thomas bemerkte nicht, dass sein Großvater in die Scheune gekommen war und seinem Tun eine Weile zusah.

„Hast das Motorrad gefunden?“

Der Junge wandte sich schreckhaft seinem Opa zu, ließ die Hände sinken, stand hilflos, verlegen, fühlte sich ertappt.

„Eine gute Maschine“, sagte der Opa und kam näher.“Neunzehnfünfundsiebzig bin ich das letzte Mal darauf gefahren. Die hat mitgemacht bei Wind und Wetter. Schläuche müssten noch da sein. Nagelneu. Talkumiert.“ Er stieß mit dem Schuh gegen den platten Mantel des Hinterrades. „Pumpe aber am besten erst einmal Luft auf. Vielleicht halten die Schläuche noch.“

Thomas lockerte seine Stellung. Kein Vorwurf. Das klang, als dürfte er mit dem Motorrad fahren.

„Deinem Vater erzähl’s lieber nicht“, sagte der Opa. Er sparte aus, warum. Thomas verstand trotzdem. Sein Vater benölte die Fliege an der Wand, seit er aus der zentralbeheizten Wohnung aufs Land gezogen war. Sie hätten sich von der totalen Freiheit der Stadt in die Zwänge des Landlebens begeben, sagte er oft. Thomas dagegen entdeckte täglich mehr Freiheiten, und für ihn war es die größere Freiheit, den Ofen selbst zu heizen, als ihn geheizt zu bekommen.

„Bist du damit auch über die Äcker gefahren. Opa?“

„Über die abgeernteten Felder, aber sicher.“ Großvaters Augen waren plötzlich von freundlichen Fältchen umkränzt.

„Fest genug musste der Boden natürlich sein, aber manchen Sandweg hat sie genommen.“

„Bist du auch Cross gefahren?“

„Nein, Cross nicht. Zur Arbeit und während der Arbeit von Feld zu Feld. Dieser Hebel ist die Fußbremse. Und der hier drüben der Ganghebel.“

„Weiß ich doch, Opa“, versicherte Thomas schnell. „Kupplungshebel, Gasgriff. Kupplung ziehen, Gang rein, Kupplung langsam kommen lassen, dabei Gas geben, und los geht’s!“

„Wenn du alles schon weißt, wird's Zeit, dass die Maschine in Ordnung kommt.“

Ein vielversprechender Satz für Thomas. Er wurde mit einem Mal quicklebendig. „Und du hast die ganze Zeit während der Arbeit im Sattel verbracht?“

„Als Feldbaubrigadier so manche Stunde, aber nicht die ganze Zeit.“

Thomas sah ihn schwärmerisch an. „Ich möchte einen Beruf haben, der nur mit dem Motorrad ausgeführt werden kann.“

Der Großvater dachte nach. „Einen solchen Beruf wirst du wohl kaum finden. Als ich noch ein bisschen jünger war als du, wollte ich ‚Hans im Glück‘ werden. Das schien mir der rechte Beruf zu sein. Und was bin ich geworden? Bauer. Kühe hatte ich, auch Schweine, einen Klumpen Gold allerdings nicht. Es war ein schöner Beruf. Ich habe nie geklagt. Bei den Soldaten gab’s das früher, Kradmelder.“

Thomas merkte auf. „Und heute in der Armee?“

„Was weiß ich“, sagte der Großvater. „Morgen nach der Schule, noch bevor dein Vater von der Arbeit kommt, ziehen wir erst einmal die Schläuche auf.“

 

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